Am Mittwoch verunglückte gegen 9.45 Uhr ein Reisebus auf der Autobahn 9 in Richtung München zwischen Wiedemar und Schkeuditzer Kreuz. Aus noch ungeklärter Ursache kam er nach rechts von der Fahrbahn ab und kam auf der Seite in einer kleinen Baum- und Buschreihe vor einem Feld zum Liegen.
Die Polizei bestätigte am Mittwochvormittag, dass es fünf Tote und über ein Dutzend Verletzte gibt. Am Abend wurde diese Zahl auf vier nach unten korrigiert. Eine der Polizei zunächst als verstorben vermeldete Person befinde sich in einem lebensbedrohlichen Zustand. Im verunglückten Bus befanden sich nach aktuellem Stand 54 Personen inklusive zweier Busfahrer (62, tschechisch, Ersatzfahrer: 53, slowakisch). Insgesamt wurden 29 Personen leicht- und sechs Personen schwer verletzt. In einem weiteren Bus, deren Insassen teilweise als Ersthelfer agierten, erlitten zwei Personen einen Schock und mussten im Anschluss medizinisch betreut werden. Auch die Rettungskräfte mussten teilweise seelsorgerisch betreut werden. Bis zu 100 Feuerwehrleute, Ärzte, Sanitäter und weitere Rettungskräfte waren vor Ort.
Nach Medienberichten bereiteten sich die Krankenhäuser gestern auf bis zu 50 Verletzte vor. Schock- und OP-Räume wurden vorbereitet, zusätzliches Personal bereit gestellt. Rettungshubschrauber flogen quasi im Akkord ein und aus. Bis zu fünf Hubschrauber seien im Einsatz gewesen.
Die A9 war bis 21.30 Uhr voll gesperrt. Am frühen Nachmittag wurde der Stau in Richtung München aufgelöst, die wartenden Fahrzeuge konnten wenden und an der Ausfahrt Wiedemar abfahren. Auch die Richtungsfahrbahn nach Berlin war bis etwa 14 Uhr voll gesperrt, um Rettungskräften die Anfahrt zu erleichtern und weitere Unfälle durch „Gaffer” zu vermeiden.
Zum Unfallhergang und zur Identität möglicher Opfer ist noch nichts bekannt. Der Flixbus soll von Berlin nach Zürich unterwegs gewesen sein.
Update, 28. März:
In einem Update teilt die Polizei heute mit:
Nach dem schweren Busunfall am gestrigen Tag laufen die Ermittlungen der Verkehrspolizei auf Hochtouren. Im Ergebnis steht fest, dass alle 54 Insassen, die vom Busunternehmen gemeldet wurden, auch in dem Bus anwesend waren. Die Staatsangehörigkeiten der Businsassen sind verifiziert. Zentrales Element war dabei, die vom Busunternehmen gemeldete Passagierliste mit den tatsächlich im Bus anwesenden Personen zu vergleichen. Eine vorübergehende Unstimmigkeit führte beispielsweise auch dazu, dass die Feuerwehr vor Ort Suchmaßnahmen durchführte.
Bei denen noch an der Unfallstelle verstorbenen Frauen handelt es sich um eine 47-Jährige (polnisch) und eine 20-Jährige (indonesisch) mit Wohnsitz in Berlin sowie eine 19-Jährige (deutsch) mit Wohnsitz in Bayern. Eine weitere an der Unfallstelle verstorbene Frau konnte bislang noch nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Alle weiteren Insassen wurden in Krankenhäuser gebracht und dort medizinisch begutachtet. Glücklicherweise konnte der Großteil der Personen unverletzt oder nach ambulanter Versorgung leichter Verletzungen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Allerdings erlitten auch sechs Personen schwere Verletzungen, die zum Teil sofort operiert werden mussten. Diese befinden sich weiterhin in stationärer Behandlung.
Der Unfallhergang ist bislang noch unklar und Teil des laufenden Ermittlungsverfahrens, das wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den 62-jährigen Busfahrer (tschechisch) geführt wird. Wir bitten um Verständnis, dass derzeit keine weiteren Informationen herausgegeben werden können.
Auch die Nationalitäten aller Insassen wurde mitgeteilt:
Deutschland (18), Bosnien (1), Syrien (2), Usbekistan (1), Afghanistan (4), Slowakei (1), Russland (1), Peru (2), Türkei (1), Iran (1), Mazedonien (1), USA (2), Neuseeland (1), Polen (2), Ukraine (3), Frankreich (1), Tschechien (1), Indonesien (3), China (2), Kroatien (2), Kanada (1), Indien (2), Schweiz/Italien (1)
Update, 2. April
Die Polizei teilte unterdessen mit, dass die vierte verstorbene Frau eine 43-Jährige mit ukrainischer Staatsangehörigkeit ist.
Die Ermittlungen der Verkehrspolizei dauern weiter an.
Vor Ort an der Unfallstelle sagte Sachsens Innenminister Armin Schuster: Im Namen der Staatsregierung drücke ich den Angehörigen der Toten mein tiefempfundenes Beileid aus. Besonders schmerzhaft muss der Verlust eines lieben Menschen ausgerechnet in der Osterwoche zu empfinden sein. Den Verletzten, die alle in Krankenhäusern liegen, wünsche ich Stabilität und bald spürbare Besserung. Mein Dank gilt allen Helfern direkt vor Ort für den über die Maßen professionellen Einsatz. Das reibungslose Zusammengreifen der vielen verschiedenen Rettungskräfte auch mit den umliegenden Krankenhäusern hat die lebensnotwendige Hilfe beschleunigt.
Auch weitere Politiker wie Ministerpräsident Michael Kretschmer und Sozialministerin Petra Köpping bekundeten ihr Mitgefühl für die Angehörigen und die Opfer.