Zum ersten Mal hat die Stadtverwaltung Taucha am heutigen Dienstagmorgen gezielt Bauunternehmen und Handwerker zu einem gemeinsamen Frühstück eingeladen. Zum einen, um den Handwerkern die Gelegenheit zu geben, sich untereinander besser kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Zum anderen aber auch, um die langwierigen Vergaben und nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu erklären.
Bürgermeister Tobias Meier zeigte sich erfreut über die rege Teilnahme und begrüßte die rund 35 anwesenden Unternehmer und Handwerker sowie Helge Zacharias, Fachbereichsleiter Bauwesen, Gunnar Simon, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft WOTa, und Lilly Mühlbach von der Wirtschaftsförderung der Stadt Taucha. „Es gibt viele unterschiedliche Erfordernisse je nach Branche“, so Meier. Während in der Vergangenheit bereits Veranstaltungen für den Handel, die Gastronomie und medizinische Berufe stattfanden, sei dies das erste Format speziell für das Handwerk, erklärte er.
Gunnar Simon betonte, dass es ein zentrales Ziel sei, sich gegenseitig kennenzulernen. „Wir haben ein enges Korsett, was Vergaben und Ausschreibungen angeht. Es gibt viele Vorgaben, an die wir uns halten müssen“, erklärte er. Ein Beispiel sei die geplante Herrichtung von zehn Wohnungen in Taucha-Ost mit einem Auftragsvolumen von 400.000 Euro. Trotz Ausschreibung gab es nur eine Bewerbung, die nicht aus Taucha stammte. Ähnlich war es bei den Erschließungsmaßnahmen für das neue kleine Wohngebiet an der Plösitzer Bergstraße, wo lediglich zwei Angebote eingingen - ebenfalls ohne Beteiligung Taucha Firmen. Simon rief dazu auf, dass sich interessierte Unternehmen direkt bei der WOTa unter technik@wota-online.de vorstellen sollten: „Wir haben immer etwas zu tun und Aufträge zu vergeben.“
Bürgermeister Meier erinnerte an die derzeit noch stabile, aber nicht risikofreie wirtschaftliche Lage Tauchas. „In vielen Kommunen sieht es finanziell prekär aus. Noch geht es uns gut“, sagte er und klopfte dreimal auf den hölzernen Ratstisch. Doch auch in Taucha seien Rückgänge spürbar: Seit Sommer 2024 brechen die Gewerbesteuern ein, was dazu führt, dass ein Drittel der geplanten Investitionen zurückgefahren werden müsse.
Helge Zacharias, Fachbereichsleiter Bauwesen, machte dennoch Mut: „Wir haben bis 2031 einige Fördermittel in Aussicht und investieren unter anderem in Geh- und Radwege sowie Straßen. Der Hochbau an der Flohkiste soll bis Mitte des Jahres fertiggestellt werden. Auch das Haus 9 am Schloss, in das die Bibliothek einziehen wird, ist ein wichtiges Vorhaben.“ Ebenso müssten die Kitas geprüft und an aktuelle Normen angepasst werden. Trotz der Herausforderungen zeigte sich Zacharias mit der bisherigen Auftragslage im Tiefbau zufrieden: „Wir erhalten mittlerweile wieder Angebote im zweistelligen Bereich.“
Zacharias erklärte zudem die Herausforderungen des Vergabesystems. „Wir sind an die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) gebunden. Für eine direkte Vergabe bis 3.000 Euro müssen wir drei Angebote einholen. Je nach Gewerk gibt es unterschiedliche Höchstgrenzen für beschränkte Ausschreibungen. Eine Maßnahme dauert von der Ausschreibung bis zur Vergabe oft mehr als 60 Tage, was viele Einzelschritte erfordert. Das ist wohl auch ein Grund, warum viele Handwerksbetriebe lieber für Privathaushalte arbeiten“, vermutete Zacharias. Dennoch lud er die Handwerker ein: „Geben Sie mir Ihre Karte oder schreiben Sie mir an helge.zacharias@taucha.de, dann informieren wir Sie über Ausschreibungen.“
Die Teilnehmer des Frühstücks nahmen das Format vor allem positiv auf. Thomas Brade, Inhaber eines Hauswartservices in Taucha, lobte die Veranstaltung: „Die Idee ist gut. Das Gewerbe in Taucha fühlt sich zuweilen etwas stiefmütterlich behandelt. Solche Treffen sollten häufiger stattfinden, und die Wirtschaftsförderung könnte noch mehr auf die Unternehmen zugehen.“
Daniel Walther, Bau- und Transportunternehmer aus Leipzig-Paunsdorf, interessierte sich besonders für direkte Vergaben. „Ich war bisher noch nicht mit der Stadt Taucha in Kontakt. Bislang arbeite ich bundesweit, möchte aber mehr regionale Kunden gewinnen.“
Niels Gehrke, Vertreter des Tauchaer Dachdeckermeisters Uwe Matejka, sah die Veranstaltung ebenfalls positiv: „Wir haben noch nie mit der Stadt gearbeitet, weil wir viele Großprojekte betreuen. Aber der Austausch ist sinnvoll.“ Auch Dachdeckermeister Steffen Heß unterstrich den Mehrwert des Treffens: „Ich arbeite schon viel für die Stadt und die WOTa. Trotzdem ist es gut, sich auch abseits von Bauvorhaben auszutauschen.“
Alexander Gruller von Gruvo-HMS Garten- und Landschaftsbau aus Borsdorf mit Wohnsitz in Taucha meinte: „Die Stadt sollte den ortsansässigen Unternehmen mehr die Türen öffnen. Wir sind von hier und wollen mitgestalten.“ Elektriker Lutz Ritter aus Taucha fand, dass es an beiden Seiten liegt: „Ich kann als Unternehmer nicht warten, bis mich die Stadt anspricht. Man sollte also mehr von sich aus agieren und sich bei der Stadt vorstellen. Es gibt immer Dinge, die gemacht werden müssen.“
Stefan Hähnel, Einzelunternehmer im Bereich Innenausbau aus Taucha sowie Stukkateurmeister und Naturbaustoffhändler Andreas Wugk waren im angeregten Gespräch miteinander. „Ich habe noch nicht an Ausschreibungen der Stadt Taucha teilgenommen, bin als Einzelkämpfer auch eher an Direktvergaben interessiert“, so Stefan Hähnel. Andreas Wugk lobte die „sehr interessante Veranstaltung. Man kann Kontakte knüpfen und Querverbindungen schaffen. Früher hat man sich als Handwerker in der Kneipe getroffen, heute gibt’s das nicht mehr. Wenn also so etwas angeboten wird, sollte man das auch nutzen. Vor allem, weil immer schnell auf eine Verwaltung gemeckert wird. Aber hier bietet die Verwaltung etwas an, also gehe ich da hin.“
Felix Weidner von Reddy Küchen hätte eine Vorstellungsrunde gut gefunden: „Man kennt ja einige, aber eben nicht alle.“ Auch René Beutler von der Drucker-Oase aus Halle/Saale, der in Taucha wohnt, hätte sich eine Teilnehmerliste gewünscht.
Steven Elm und Marko Zillmann von der 3NERGY GmbH, die erst seit Oktober 2024 in Taucha tätig sind, sahen das Frühstück als Chance: „Wir wollen schauen, welche Unternehmen es hier gibt und uns auch bei der WOTa vorstellen.“
Zum Abschluss zog Bürgermeister Meier ein positives Fazit: „Wir hatten mehr Anmeldungen als gedacht und haben offensichtlich den Nerv getroffen. Besonders freue ich mich über einige neue Unternehmen, die erst seit Kurzem in Taucha sind.“
Die Veranstaltung zeigte, dass es durchaus Interesse an einer engeren Zusammenarbeit zwischen Stadt und den örtlichen Handwerksunternehmen gibt. Und sicher war dies nicht das letzte Treffen dieser Art.