Er ist gemeinsam mit seinem Sohn Uwe der dienstälteste Stadtrat in Taucha, baute die Tauchaer SPD mit auf und verantwortete fast 34 Jahre wichtige Entwicklungen unserer Stadt. Nun tritt Thomas Kreyßig gesundheitsbedingt ab. Kein leichter Schritt für den engagierten und sympathischen Mann.
Am 9. Juni wählt Taucha unter anderem einen neuen Stadtrat. Bereits zur morgigen 50. Stadtratssitzung steht die Abberufung von Thomas Kreyßig auf der Tagesordnung. Aus gesundheitlichen Gründen, wie er Bürgermeister Tobias Meier und den anderen Stadtratsmitgliedern mitteilte. Laut Sächsischer Gemeindeordnung liege damit ein Hinderungsgrund vor, der die Abberufung während der Wahlperiode erfordere. „Ich hätte gern noch die Legislatur zu Ende gebracht, aber es geht einfach nicht mehr”, sagt Thomas Kreyßig gegenüber Taucha kompakt und ist den Tränen nahe. Im März wird der Konditormeister 80 Jahre. Knapp 34 Jahre lang kümmerte er sich ehrenamtlich als Stadtrat um die Geschicke unserer Stadt, trug wichtige Entscheidungen mit. Mit seinem Ausscheiden endet für Taucha also wieder mal eine Ära.
Vor 34 Jahren war die Welt eine andere. Alles begann bereits mit einer Wende-Veranstaltung am 7. November 1989. „Die fand in der Kirche St. Moritz statt und ließ diverse Menschen etwas ratlos zurück. Unter anderem mich, Dr. Holger Schirmbeck und auch Frank Sparschuh. So einfach wollten wir nicht auseinander gehen, sondern etwas für unsere Stadt bewirken. Kurze Zeit später gründeten wir im Diakonat der Kirche unsere Partei”, erinnert sich Thomas Kreyßig. Damals hieß sie noch SDP - Sozialdemokratische Partei. Erst später erfolgte die Umbenennung in SPD.
1990 hießen die Stadträte noch Stadtverordnete. Seinen Ausweis von damals hat Thomas Kreyßig noch.
Kreyßig blättert in einer Mappe, in der er wichtige Ereignisse aufbewahrt. Unter anderem die Ergebnisse der Kommunalwahl vom 6. Mai 1990: Acht Mandate holte die SPD damals. Mit 1758 Stimmen wurde Dr. Holger Schirmbeck am meisten gewählt. Danach folgten Achim Teichmann, Thomas Kreyßig und sein Sohn Uwe Kreyßig. Auch Uwe sitzt heute noch im Stadtrat - genau wie sein Vater durchgängig. „Wir haben das immer gern gemacht, wir wurden auch immer wieder gewählt. Offenbar haben wir eine gute Arbeit gemacht”, schmunzelt Thomas Kreyßig. Er glaubt, es lag vor allem an seiner Bekanntheit. „Wir hatten 25 Jahre lang unsere Konditorei und Bäckerei, viele Menschen kannten uns daher, man kam schnell mit den Leuten ins Gespräch. Die ersten Jahre im Stadtrat waren ein wenig abenteuerlich: „Die Ausschuss-Sitzungen haben wir bei Holger Schirmbeck im Bürgermeisterzimmer abgehalten, weil der Ratssaal noch nicht fertig war. Die Akten lagen auf unserem Schoß oder dem Fußboden”, erinnert sich Kreyßig. Die erste Stadtratssitzung fand in der Stadthalle statt. In dem Gebäude befindet sich jetzt die Grundschule am Park.
Die Ergebnisse der Kommunalwahl von 1990 bewahrt Thomas Kreyßig in einer Mappe auf.
An vielen Entscheidungen für Taucha hat Thomas Kreyßig mitgewirkt, über Baugebiete abgestimmt, die Etablierung des Gymnasiums und der Mehrzweckhalle beschlossen sowie vieles mehr. „Die kommunale Arbeit fand immer auf Augenhöhe mit den anderen Parteien statt, wir sind stets ein demokratisches Gremium gewesen und haben viel für die Stadt gestritten, aber oft im Konsens für die Bürger entschieden”, so Thomas Kreyßig. Sorge bereiten ihm die zunehmenden rechten und rechtsextremen Tendenzen in Deutschland und auch in Taucha. „Die Entwicklung ist schlimm, vor allem im kommunalen Sektor. Ich hoffe, die Bürger können bei der kommenden Wahl zwischen Bundes- und Kommunalpolitik unterscheiden. Der Stadtrat besteht aus ehrenamtlich tätigen Tauchaern, die schon immer das Beste für die Stadt wollen. Hier geht es um unsere Belange und nicht um die große Politik”, sagt er.
Bürgermeister Tobias Meier bedauert das vorzeitige Ausscheiden: „Wir haben alle großen Respekt vor der Leistung von Thomas Kreyßig und danken ihm sehr für das Engagement. Er hat mit seinem außerordentlichen Einsatz die Nachwendezeit in Taucha geprägt und den Aufbruch in den 1990ern gestaltet. Sofern ich mich erinnern kann, war er in jeder Legislatur in nahezu jeder Ausschuss-Sitzung dabei. In dieser Legislatur waren das allein 41 Stadtratssitzungen, 37 Sitzungen im Kultur- und Sozialausschuss und 58 Sitzungen im Verwaltungsausschuss. Auch in verschiedenen Vereinen war er aktiv und somit stadtprägend über Jahrzehnte”, berichtet er. Auch sei Kreyßig immer zukunftsgewandt gewesen: „Er war einer der ersten, der zur Digitalisierung des Stadtrates beigetragen hat, kam mit eigenem Laptop zur Sitzung, wo andere noch Papier hatten”, so Meier. Stadtverwaltung und Stadtrat planen aktuell einen schriftlichen Rückblick und Dank für Kreyßigs Leistungen.
An seine Stelle soll am Donnerstag Ilka Henze nachrücken.
Auch den ersten Stadtanzeiger aus dem Jahr 1990 hat Thomas Kreyßig noch.