Seit Juli läuft auf der Plattform change.org eine Petition, die mehr Kommunikation hinsichtlich des geplanten Containerbaus für die Grundschule 3 fordert. Gestartet hat diese Petition die Tauchaerin Nadine Thalmann. Am Montag übergab sie im Beisein mehrerer Eltern symbolisch 2093 Unterschriften an Bürgermeister Tobias Meier.
„Ich bin heute hier, um herauszufinden, wie wichtig der Stadt Taucha unsere Kinder sind. Ich möchte an die Verantwortlichen appellieren, ihre Kommunikation zu überdenken. Es soll nun endlich gearbeitet werden, die Leute müssen ihren Job machen”, sagt Nadine Thalmann, Elternratsvorsitzende der Regenbogenschule. Seit 1. August 2021 befindet sich im Gebäude der Regenbogenschule auch die Grundschule 3. Selbige sollte zum Start des Schuljahres 2022/23 als Containerbau gegenüber den Wyn-Passagen an der Dewitzer Straße in den Betrieb gehen. Die Realität sieht bislang anders aus, wie jeder Tauchaer weiß.
Dass Nadine Thalmann die recht drastische Wortwahl gebraucht, es solle nun gearbeitet werden, obwohl sie genau informiert ist, wie der Sachstand ist und woran es hapert, mag der Emotionalität des Themas geschuldet sein. Mangelnde Kommunikation können zumindest die unmittelbar Betroffenen der Stadtverwaltung nicht vorwerfen. Es gebe regelmäßige Gespräche zwischen Schulleitung und Elternvertretern der Grundschule 3 mit der Stadtverwaltung. Und das nicht erst, seit die Petition im Sommer gestartet wurde. „Spätestens seit Ostern, als die neue Schulleiterin Ireen Schmidt an der Grundschule 3 ihren Dienst begann, gibt es aller 14 Tage ein Treffen, auch wenn das nicht immer sinnvoll ist, weil sich in 14 Tagen nicht immer etwas ändert”, sagt Helge Zacharias, Fachbereichsleiter Bauwesen im Rathaus. Die Petition sei dafür nicht ursächlich gewesen. Nadine Thalmann sagt zumindest, dass sich für sie die Kommunikation verbessert hätte. „Ich glaube, es ist angekommen, dass wir Eltern den jetzigen Zustand nicht akzeptieren”, sagt sie. Groll gegen die Verwaltung hege sie nicht. „Ich will vor allem erreichen, dass wir gehört werden. Nicht nur in Taucha, auch im Landratsamt, im Landesamt für Schule und Bildung, in der Landesregierung”, sagt sie.
Auf diesem Feld soll der Übergangsbau der Grundschule 3 in Containerbauweise errichtet werden.
Ein weiterer Begriff, der in der Petition fällt, heißt „Ignoranz”. Beim Treffen am Montag, das aufgrund der Teilnehmerzahl im Ratssaal stattfand, wies Bürgermeister Tobias Meier eine ignorante Haltung der Verwaltung zurück. „Die Kinderzahlen sind uns bewusst. Darum haben wir 2019 einen Anbau an der Regenbogenschule realisiert, der zu 100 Prozent aus Mitteln der Stadt kam. Wir haben fünf Millionen Euro investiert”, sagte er. Nadine Thalmann erwiderte: „Die Eltern fühlen sich aber so.” Eine anwesende Mutter verwies auf Mails und Briefe der Kinder an den Bürgermeister, die nie beantwortet worden seien. „Die Kinder sind sehr enttäuscht. Sie als Bürgermeister sind immer sehr präsent in Taucha bei Festen und Vereinen. Was hat sie bislang davon abgehalten, sich die Zustände anzuschauen? Beim Werken, beim Sportunterricht, bei der Essenausgabe? Was ist so schwer, den Kindern vor Ort das Gefühl zu geben, sie nehmen sich der Sache an?”, klagte die Tauchaerin und warf Tobias Meier fehlende Empathie vor.
Von unbeantworteten Mails wusste das Stadtoberhaupt erst mal nichts - ein generelles, anhaltendes Problem im Rathaus. Einige Mails kommen technisch bedingt nicht immer durch den Dresdner Server, eine Lösung oder den Willen, eine Lösung herbeizuführen, scheint es dafür nicht zu geben. Dass aber gar Briefe im Nirvana verschwinden und den Bürgermeister nie erreichen, wäre eine neue Qualität. Er wolle sich kümmern, so Meier. Zumindest habe er alle Briefe, von denen er wisse, auch beantwortet. Auch vor Ort sei er gewesen. Wann, könne er nicht mehr genau sagen. Demnächst wolle er dennoch persönlich den Kindern Rede und Antwort stehen, versprach er.
Dass nicht immer alle Seiten über den genauen Sachstand und Fortschritt der Planungen informiert seien, bedauere Tobias Meier. Aber ganz oft sei es auch nicht möglich, alle zu informieren. „Wir arbeiten hier mit einem externen Partner, den wir zum einen unter Druck setzen, aber auch bei Laune halten müssen”, informierte er.
Die Stadtverwaltung habe den dringenden Wunsch, dass in diesem Jahr die Baugenehmigung für den Interimsbau in Containerbauweise erteilt wird. „Wir steuern das Schiff nicht allein, Penetranz bei den involvierten Ämtern hilft wenig”, so der Bürgermeister. Es gebe viele Untiefen, um dieses für Taucha große Projekt umzusetzen. Niemand im Rathaus befände sich gern in der jetzt vorliegenden Situation. Kurzfristige Lösungen würden aber nicht existieren.
Das Unternehmen KB Container hatte im Frühjahr 2022 die Ausschreibung gewonnen. Die Verwaltung hoffte, innerhalb eines knappen Schuljahres das Gebäude stehen zu haben. Inzwischen ist KB Generalunternehmer. Von der Planung bis zur Schlüsselübergabe ist das Unternehmen also mit allem betraut. Nach wie vor steht und fällt alles mit dem Brandschutz für die Container. „Bei Containerbauten gibt es kein technisches Regelwerk. Sie zählen als Provisorium und man muss sich als Planer kümmern, dass die entsprechend nötigen Voraussetzungen in Sachen Brandschutz geschaffen und eingehalten werden. Vor Erteilung der Baugenehmigung müssen neuerdings Brandversuche durchgeführt werden. Wir sind nun in der Situation, dass wir zu einem Zeitpunkt bauen wollten, als die Regelung neu eingeführt wurde”, sagte Helge Zacharias vom Fachbereich Bauwesen. Seiner Meinung sei der spezielle Fokus auf den Brandschutz auch richtig. „Wenn man sieht, was mit Containerbauten passiert, wenn sie einmal brennen, neulich in Eilenburg - so etwas möchte niemand bei einem Schulbau sehen”, erläuterte er.
Inzwischen seien die Prüfungen durchgeführt worden, die Gutachten würden vorliegen und nun von der Landesdirektion ausgewertet. „Diese entscheidet, was getan werden muss, damit der Bau vonstatten gehen kann”, so Zacharias weiter. Bislang sei laut Bürgermeister Tobias Meier nicht klar, ob noch Nachforderungen im Raum stehen. Nadine Thalmann habe ausgerechnet, dass bei einer angegebenen Bauzeit von 21 Wochen die Baugenehmigung bis 13. Dezember vorliegen müsste, damit zum neuen Schuljahr 2024/25 der Containerbau endlich genutzt werden könnte. Tatsächlich hat sich die Verwaltung die Erteilung der Baugenehmigung zu Weihnachten gewünscht. Ob das klappt, könne aber niemand sagen. Man hoffe, dass nun alle Stellschrauben entsprechend gedreht worden seien, damit das Vorhaben umgesetzt werden kann.
Nadine Thalmann wolle nun vor allem konstruktiv helfen. „Die Petition ist für mich mit der Übergabe abgeschlossen, die Aufmerksamkeit für das Thema ist da, hoffentlich auch bei weiterführenden Behörden”, sagte sie gegenüber Taucha kompakt. Als nächsten Schritt wolle sie dem nordsächsischen Landrat Kai Emanuel schreiben. „Ich möchte, dass wir als Eltern im Namen unserer Kinder weiter gehört werden und sich endlich etwas dreht. Dass ein Interimsbau so lange dauert, ist wirklich nicht zu ertragen”, sagt sie.
Die Schulleiterin der Grundschule 3 begrüßt es, dass von allen Seiten Druck gemacht wird. „Nadine Thalmann interessiert sich generell für die Bildungslandschaft in Taucha und will erreichen, dass die Kinder den Platz zum Lernen haben, den sie benötigen. Das betrifft nicht nur alle Grundschulen, sondern auch die Oberschule und das Gymnasium. Es hängt ja auch alles zusammen”, sagt Ireen Schmidt. Ihr Eindruck sei, dass es vorwärts gehe. Sie sei aber generell ein positiv gestimmter Mensch.
Die Zusammenarbeit mit der Regenbogenschule bezeichnet sie als sehr gut. „Uns wird ganz viel unter die Arme gegriffen. Jegliche Lücke, die sich für uns ergibt, dürfen wir nutzen. Den Schulalltag belasten die erheblichen Platzprobleme dennoch. Wir arbeiten mit Menschen, jeder Tag ist unterschiedlich. Da sind eigentlich spontane Lösungen gefragt. Das geht hier am Standort aber nicht” erzählt sie weiter.
Aktuell besuchen 495 Kinder die Regenbogenschule und die Grundschule 3. Rechnerisch ausgelegt ist das Schulgebäude für maximal 550 Kinder.
Die Grundschule 3 hat aktuell zwei erste Klassen, eine zweite Klasse und eine dritte Klasse. An der Schule arbeiten vier Klassenlehrerinnen, eine Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache (DAZ), eine DAZ-Assistentin sowie die Schulleiterin Ireen Schmidt.
Der Bau der Interimsschule mit Containern kostet rund 7,5 Millionen Euro brutto. Teurer soll der Bau durch die ständigen Neuplanungen und Anpassungen des Bauantrags nicht werden, dies übernehme KB Container als Generalunternehmer.