Die Grundschule 3, die eigentlich schon längst als Containerbau an der Dewitzer Straße stehen sollte, bewegt weiterhin die Gemüter in Taucha. Nicht nur bei den Eltern der Kinder, die bereits in die Grundschule 3 gehen. Sondern auch bei den Eltern der Kinder aus der Regenbogenschule, die besonders darunter leiden, dass ihr Schulhaus immer voller wird. Jetzt wurde eine Petition gestartet, um sich Gehör zu verschaffen.
Nadine Thalmann reicht es. Das sagt sie so direkt und wird nun laut. Über eine Online-Petition auf der Plattform change.org mit gleichem Titel: „Taucha wird LAUT-Unsere Kinder brauchen Platz zum lernen!Stoppt die Ignoranz der Stadt!” Nadine Thalmann ist Elternratsvorsitzende der Regenbogenschule Taucha und meint, es müsse „jetzt was passieren. Wir wollen gehört werden und den Frust über die aktuelle Situation sichtbarer machen”, sagt sie. Seit Monaten ist sie mit der Stadtverwaltung im Austausch und kennt die Gegebenheiten, die zur aktuellen Situation führten, dass die Grundschule 3 seit zwei Jahren in der Regenbogenschule untergebracht ist und dort Räume blockiert. Dennoch fühlt sie sich - wie alle Eltern, die es betreffe - nicht genug informiert und ernst genommen. „Ich habe immer wieder zahlreiche Fragen an die Stadt gestellt und nur unzureichende oder keine Informationen bekommen”, beklagt sie. Vor dem Hintergrund, dass die Stadt mit einem Siegel als familienfreundlichste Stadt der Region werbe, das von einem Konglomerat aus sächsischen Tageszeitungen verliehen wurde, sei die Situation ein Armutszeugnis. „Uns kommt es so vor, als habe der Bau der Grundschule 3 und die Verbesserung der Lernbedingungen an der Regenbogenschule keine Priorität. Aber wenn uns nicht mal die Kinder wichtig sind, was denn dann?”, fragt sie.
Am Meisten sei Nadine Thalmann darüber erschrocken, dass es offenbar keine Timeline gebe, keinen Plan B, um die Bedingungen an den Schulen zu verbessern, meint sie. „Wir haben aktuell große Probleme an den Grundschulen. Aber wir schleppen die Probleme angesichts immer neuer Baugebiete in Kürze auch an Oberschule und Gymnasium. Auch die sind schon jetzt an der Kapazitätsgrenze. Der Festbau der Grundschule 3 verzögert sich ja auch immer wieder, weil es heißt, es gibt keine Fördermittel. Es gibt aber genügend Beispiele von Kommunen, die durchaus Fördermittel bekommen haben. Stellen die sich einfach geschickter an?”, fragt sich Nadine Thalmann.
Durch die Petition wolle sie nun keinen Streit mit der Stadtverwaltung herauf beschwören. „Wir wollen aber auf diese Weise zeigen, dass wir nicht nur eine Handvoll Menschen sind, die das Problem bewegt. Wir fühlen uns allein gelassen, man wird ständig hin- und hergeschoben, es gibt keine klare Kommunikation”, meint sie weiter. Dass offenbar viele Menschen so wie sie denken, zeigt der bisherige Erfolg der Petition: Nach 20 Stunden waren 1000 Unterschriften zusammengekommen, aktuell steht der Zähler bei über 1100. Diverse Kommentare unter der Petition setzen sich mit Tauchas Infrastruktur auseinander. Taucha kenne nur Zuzug, die Bildungseinrichtungen wachsen aber nicht schnell genug nach, schreibt eine Frau. Ein Mann kommentiert, die Stadt würde Eltern und Schule alleine lassen. Nur der guten Arbeit von Schule und Hort sei es zu verdanken, dass die Situation noch nicht eskaliere. Manche Kommentare auf der Petitionsseite lassen allerdings durchaus drauf schließen, dass hier auch Menschen kommentieren, die mit Taucha oder der besonderen Situation nicht vertraut sind. Oft ist von vermeintlichen Sparzwängen die Rede oder gar von „Kinder sind wichtiger als Waffenlieferungen”, wofür die Kommunalpolitik nun wahrlich nicht zuständig ist.
Bürgermeister Tobias Meier versteht die Sorgen, sagt aber auch, dass gerade die Elternratsvorsitzende bei wichtigen Gesprächen zuletzt dabei war. „Generell kommunizieren wir seit Monaten über die Schulleiterinnen zu den Eltern. Für weitergehende Kommunikationskanäle fehlt uns schlicht die Zeit und Kapazität”, erklärt er. Die Kommunikation mit den Schulleitungen aller Schulen in Taucha laufe sehr gut, oftmals auch tagesaktuell. „Die Schulen sollen die Infos in den Elternrat tragen. Eine Ausnahme bildet die Grundschule 3. Hier sprechen wir seit Weggang des Schulleiters sowohl mit der jetzigen Schulleiterin als auch mit dem Elternratssprecher. Für mehr direkte Kommunikation fehlt uns aber die Zeit, wir kommen sonst nicht mehr zum Arbeiten”, so Meier. Vor Ende der Sommerferien wolle die Stadt aber noch einen Elternbrief verfassen, damit jeder gut gewappnet in das neue Schuljahr gehen könne, sichert der Bürgermeister zu. In diesem Jahr habe das Landesamt für Schule und Bildung 27 Widersprüche von Eltern gegen die Schulbescheide erhalten. Jedes Jahr gebe es solche Widersprüche, so viele wie dieses Jahr seien es aber noch nie gewesen. Meier wisse um die Sorgen und Nöte. „Alle müssen jetzt Einschnitte verkraften, letztlich betrifft die Situation rund um den Containerbau der Grundschule 3 alle drei Grundschulen sowie die Oberschule”, sagt er.
Die Stadtverwaltung hatte KB Container, dem Generalunternehmer für den Containerbau, bis gestern, 10. Juli, eine Frist gesetzt, um die Brandschutzkonzeption anzupassen und an die Landesdirektion zu schicken. „Bis gestern Nachmittag ist nichts angekommen und wir haben auch nichts von KB Container gehört. Darum haben wir ein Schreiben an KB Container versandt mit der Androhung der Vertragskündigung”, so Tobias Meier. Als Frist sei in dem Schreiben der Monat September für das Stellen der Container genannt worden. Die zweimonatige Frist sei auf anwaltlichen Rat festgelegt worden. Sei KB Container nicht in der Lage, diese Frist einzuhalten, so kümmere sich die Stadt um eine Ersatzvornahme. Heißt im Klartext: „Wir kündigen den Vertrag und suchen uns eine andere Firma. KB Container müsste dann für die Kosten aufkommen. In den vergangenen Wochen haben wir uns bereits nach Ersatz umgeschaut”, lässt Meier blicken. Oberstes Ziel der Stadt sei es, so schnell wie möglich das Gebäude zu errichten. Ob das klappt, steht aber eher in den Sternen, vielmehr gehe Meier davon aus, dass alles auf einen Rechtsstreit hinauslaufe. Ob im schlimmsten Fall neu ausgeschrieben werden müsse, sei aktuell in der Klärung.
Bereits jetzt mache die Stadtverwaltung aber eine Vertragsstrafe in Höhe von fünf Prozent der Auftragssumme geltend: 216.000 Euro sollen in den nächsten vier Wochen von KB Container überwiesen werden.
Fabian Weiß, Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz bei KB Container sagt auf Anfrage von Taucha kompakt, er sei noch nicht über die Schreiben der Tauchaer Stadtverwaltung informiert. Und weiter erklärt er: „Wir haben gesagt, das dauert etwa zwei Wochen. Das gesamte Brandschutzkonzept muss angepasst werden. Das ist in Arbeit, zieht sich aber einfach ein bisschen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.”