Der Übergangsbau der Grundschule 3 in Containerbauweise lässt weiter auf sich warten. Eltern der Kinder, die künftig diese Schule besuchen sollen, sind verunsichert und wünschen sich eine stetige Information seitens der Stadtverwaltung. Diese hat den Prozess inzwischen an einen Generalunternehmer abgegeben. Aktuell wird die Baugenehmigung bis Mitte Februar erwartet, die Inbetriebnahme soll zum Schuljahresbeginn 2023/24 im August möglich sein. Eine Gewähr gebe es dafür aber nicht.
Die dritte Grundschule kommt, soviel ist sicher. Nicht sicher ist jedoch, ab wann der Containerbau errichtet werden kann. Eigentlich sollte die neue Schule bereits zum Schuljahr 2022/23 öffnen. Im November 2021 hieß es aus dem Bauamt, dass nichts darauf hindeute, dass dieser Zeitplan nicht eingehalten werden könne. Bereits damals hatte Karoline Berg, die Schulleiterin der Grundschule 3, die derzeit noch in der Regenbogenschule untergebracht ist, nicht an einen zeitnahen Baustart geglaubt. Die Verwaltung reagierte mit Unverständnis. Im Gegenteil, es seien keine Hindernisse zu erwarten und um den Zeitplan eben nicht zu gefährden, würde eine umfangreiche Bauvoranfrage mit Brandschutzkonzept eingereicht. Man arbeite hart an der Grundschule 3 und bitte um einen Vertrauensvorschuss, hieß es damals.
Selbiger Vorschuss dürfte inzwischen aufgebraucht sein. Zu diesem Schluss kommt man zumindest, wenn man die E-Mails liest, die Elternvertreter Mario Chwalek an die Stadtverwaltung schreibt. Anfang Dezember 2022 beklagte er in seinem Schreiben die mangelnde Kommunikation der Stadt gegenüber den Eltern. Zum wiederholten Male, denn bereits im Dezember 2021 bat er darum, dass die Eltern „schlichtweg vernünftig informiert und mitgenommen werden”. Ebenso verwies er auf die Stadtratssitzung vom 28. März 2022, in der gesagt wurde, eine Errichtung der Container bis Ende August 2022 sei überhaupt kein Problem. Inzwischen würden die Eltern der Kinder der 3. Grundschule nicht mehr an einen zeitnahen Neubau des Interims-Schulgebäudes glauben. Belastbare Infos seien Fehlanzeige, eine Bautätigkeit nicht zu erkennen.
Wie tief die Enttäuschung sitzt, lässt sich aus weiteren Absätzen ablesen: Insgesamt würden sich die Eltern und Kinder der Grundschule 3 als ungewolltes und fünftes Rad am Wagen fühlen, die neue Schule würde nicht gefördert, sondern eher geschnitten werden. Insgesamt befürchte man, dass sich die aktuelle Situation nachteilig auf die Bildungschancen der Kinder auswirken werde. Die drei Grundschulen seien nicht gleichwertig und weil niemand wisse, wann das neue Schulgebäude nutzbar sei, werde dieser offensichtliche Nachteil nicht kurzfristig beseitigt. „Niemand hat ein Problem damit, wenn sich Dinge schwierig gestalten und möglicherweise länger dauern. Aber gar nicht zu kommunizieren, ist schlecht für alle Beteiligten”, schreibt er in seiner E-Mail.
In Bezug auf die Kommunikation wird sich so schnell nichts ändern. In der Antwort der Stadtverwaltung an die Elternvertreter von Mitte Dezember 2022 heißt es unter anderem, dass eine Notwendigkeit, die Elternschaft über jeden einzelnen Arbeitsschritt in Kenntnis zu setzen, nicht erkannt werden könne. Die koste „Kapazität, die an weiteren Stellen benötigt wird”, heißt es wörtlich. Vielmehr habe man sich immer bei Fragen, die die Nutzer betreffen, mit der Schulleitung und dem Hort in Verbindung gesetzt, um Details wie elektronische Tafeln und Kreidetafeln, generelle Ausstattung, Küche und anderes zu klären.
Dennoch verstehe man, dass die Öffentlichkeit und insbesondere die Eltern ein Interesse haben, dass sich in Sachen Grundschule 3 etwas bewegt. „Die derzeitigen Zustände sind unhaltbar und lange bekannt”, heißt es in dem Schreiben der Stadt. Darum habe man entschieden, den Prozess zu beschleunigen, indem man alle Leistungen einschließlich Planung, Bau und späterer Rückbau an die Firma KB-Container als Generalunternehmer vergeben hat. Das Unternehmen entwickelt und baut die Container für die künftige Schule. Und soll nun auch sicherstellen, dass die umfangreiche funktionale Leistungsbeschreibung, die durch Stadt, Hort und Schulleitung erarbeitet wurde, umgesetzt werde.
Dass es Verzögerungen gab, bestreitet die Stadt nicht. Als Gründe werden die „komplizierte Aufgabenstellung eines Lehr- und Betreuungsortes” genannt. Weiterhin seien Leitungen im Grundstück entdeckt worden, die in keinem Plan verzeichnet waren. Zudem sei aus der anfänglich geplanten „Clusterschule” nun eine „Gangschule” geworden. Eine Clusterschule ist ein seit 2019 in Deutschland eingeführtes Konzept, bei dem jede Klasse ein Klassenzimmer hat, es aber gemeinsam genutzte Bereiche gibt. Diese dezentrale Anordnung von Unterrichts- und Aufenthaltsbereichen für mehrere Klassen eines Jahrgangs ermögliche gemeinsames Lernen und entstand aus veränderten Lernkonzepten. Der Containerbau der Grundschule 3 wird dieses Konzept aber nicht enthalten, denn es habe sich gezeigt, dass an diesem Standort nur eine „Gangschule” realisiert werden könne. Entsprechend habe man die Schule komplett umplanen müssen. Alle Klassenzimmer gehen also künftig von einem Gang ab, gemeinsam genutzte Räume und einen aufgelockerten Grundriss gibt es nicht.
Auch Personalnot auf Seiten der Stadtverwaltung und KB Container hätten in der Abstimmungsphase der Pläne zum Bauantrag zu Verzögerungen geführt. Und ebenso seien die Eltern schuld. Denn diese hatten die Pläne „unaufgefordert überarbeitet” - Mario Chwalek ist Bauingenieur und plant seit 20 Jahren Schulen, seine Frau ist Architektin. Gemeinsam mit Schulleiterin Karoline Berg habe man sich Gedanken gemacht, wie Details verbessert werden können. Der Fachbereich Bauwesen der Stadtverwaltung habe die Vorschläge und Hinweise dann an KB Container geschickt, die sich an eine Überarbeitung der Pläne gesetzt hätten. So wurden in die Pläne unter anderem neue Räume für die Inklusion und auch ein Behinderten-WC eingefügt. „Wir wollten letztlich erreichen, dass sie Schule besser nutzbar ist, weil sie nun offenbar länger steht als anfangs gedacht”, so Chwalek. Am Ende stand aber fest, dass die Vorstellungen nicht bezahlbar seien. Also habe KB Container die Pläne wieder verworfen und sich der Ursprungsplanung weiter gewidmet. Sechs bis acht Wochen Zeitverzug hätte dies laut Fachbereich Bauwesen der Stadt gekostet.
Inzwischen seien einige, aber noch nicht alle Nachforderungen des Bauordnungsamtes bearbeitet. KB Container stehe mit den Behörden in ständigem Kontakt, um alle Unterlagen schnellstmöglich einzureichen und die Bearbeitung zu beschleunigen. Noch immer stünden dabei Brandschutzthemen im Fokus. Bereits im November 2021 teilte die Stadtverwaltung mit, dass man an einem Brandschutzkonzept sitze. Die Verwaltung bringe sich hier von Anfang an beschleunigend ein. In Eigeninitiative habe man den Telefonanschluss beantragt und inzwischen bekommen, die Regenwasser-Problematik und das naturschutzfachliche Gutachten in Auftrag gegeben, die Küchenplanung an einen versierten Küchenplaner vergeben, die IT-Planung konkretisiert und alle auftretenden Fragen im ständigen Austausch mit KB Container sehr kurzfristig beantwortet.
Die alles entscheidende Frage, wann es denn nun mit dem Bau losgeht und die Schule schlussendlich nutzbar sein kann, wird am Ende des Antwortschreibens beantwortet: Bis Mitte Februar erwarte die Stadtverwaltung die Baugenehmigung. Die Inbetriebnahme könnte dann zum Schuljahresbeginn 2023/24 im August möglich sein. „Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck daran, dieses Ziel zu erreichen, wobei eine Gewähr nicht gegeben werden kann. Das wird erst nach Erteilung der Baugenehmigung möglich sein”, heißt es in dem Schreiben. KB Container hätte bereits einige Container hergestellt und eingelagert. Alle Seiten seien „sehr daran interessiert, das Objekt fertig zu bekommen”.
Letztlich muss die Schule auch fertig werden, denn die Regenbogenschule, in der die Grundschule 3 bislang untergebracht ist, platzt bereits jetzt aus allen Nähten. Aktuell gehören zu Grundschule 3 eine 1. Klasse, eine 2. Klasse und ein ukrainische Klasse. Die genutzten Räumlichkeiten fehlen der voll ausgelasteten Regenbogenschule. Die Organisation des Schulalltags, vom Essen in Schichten bis zur Pausengestaltung sei sehr schwierig und zerre an den Nerven aller Beteiligten, so Mario Chwalek.
Inzwischen gibt es einen Förderverein für die Grundschule 3. Dieser wurde im November gegründet. Der Verein wolle die Schule und das Lehrerkollegium unterstützen sowie die Interessen der Schüler und Eltern vertreten, um das Bildungsumfeld zu fördern.