Am heutigen Abend fand im Ratssaal des Tauchaer Rathauses eine Informationsveranstaltung zur geplanten „Oberschule+” namens SportEUm Taucha statt. Mehr als 40 Teilnehmer, darunter zahlreiche Eltern mit Kindern, nutzten die Gelegenheit, um sich aus erster Hand zu informieren. Die Veranstaltung dauerte über anderthalb Stunden und bot tiefe Einblicke in das innovative Schulkonzept.
Vertreten wurde das SportEUm-Team durch die beiden Geschäftsführer Rolf Ahrendt und Christoph von Radowitz sowie Heike Fröhlich, die als pädagogische Beraterin fungiert und zukünftige Hortleiterin wird. Besonders fiel auf: Ahrendt und von Radowitz brennen für ihr Projekt. „Wir wollen hier etwas Bleibendes schaffen und mit Ihnen gemeinsam verwirklichen”, betonte Ahrendt eindringlich.
In den vergangenen acht Wochen seien bereits mehr als 60 Anmeldungen eingegangen. „Das zeigt uns, dass das Interesse riesig ist. Viele der Anmeldungen sind aber nicht nur für die erste Klasse, sondern für weiterführende Klassen”, so Ahrendt.
Ein zentrales Element der neuen Schule wird die enge Verbindung von Sport und Lernen sein. Erfahrungen aus dem Forum Thomanum sollen in die Oberschule+ einfließen. „Wie kann man eine Grundschule und Oberschule leistungsorientiert im Sport aufbauen, ohne den Fokus auf das Lernen zu verlieren? Genau diese Herausforderung wollen wir meistern”, erklärte Ahrendt. Dabei wurde es zunächst sehr neurowissenschaftlich: Ahrendt zitierte die Hirnforscher Gerald Hüther und Willie Stadelmann. „Lernen beginnt nicht mit dem Hirn”, erklärte er. „Erst wenn etwas emotional interessant ist, wird es gespeichert. Und genau das müssen wir in der Schule nutzen!”
Das sogenannte Churermodell, das aus der Schweizer Stadt Chur stammt, wird als pädagogischer Ansatz angewandt. „Das Klassenzimmer wird zur Lernlandschaft”, so Ahrendt. „Zunächst gibt es einen Input des Lehrers, danach können die Kinder in Gruppen arbeiten, wie sie möchten – ob stehend, liegend oder sitzend. Das ist in der Schweiz weit verbreitet und für uns der richtige Weg.” Besonders wichtig seien dabei ritualisierte Abläufe. „Warum unterbrechen wir etwa das Konzept des Morgenkreises aus der Kita, wenn es dort Sicherheit gibt? Auch im Berufsleben funktioniert es doch so: Man kommt zum Meeting zusammen, bespricht Dinge und arbeitet dann individuell weiter.”
Bewegung spielt eine zentrale Rolle im Schulalltag. „Bewegung ist der Turbo für das Lernen”, erklärte Ahrendt. „Durch Bewegung werden Botenstoffe ausgeschüttet, die uns wohlfühlen lassen. Das Gehirn wird besser mit Sauerstoff versorgt, die Zellen arbeiten effektiver und neue neuronale Verbindungen entstehen.” Die Techniker Krankenkasse empfiehlt nach 20 Minuten Konzentration eine Bewegungspause. „Deshalb bauen wir Übungen wie einen Schultaschen-Slalom ein. Auch Deutsch oder Mathe können mit Bewegung aufgelockert werden”, erklärte er.
Heike Fröhlich, die seit mehr als 20 Jahren in der Pädagogik tätig ist und bereits den Hort am Forum Thomanum aufgebaut hat, stellte die drei Grundpfeiler des Konzepts vor: „Raum, Rhythmus, Ritual.”
Der Schulalltag werde klar strukturiert. „Die Kinder sind von 8 bis 16 Uhr bei uns und erleben eine Abwechslung aus Selbstständigkeit und geführtem Lernen. Einmal in der Woche kochen sie selbst ihr Mittagessen”, berichtete Fröhlich. Zentral sei der Wochenplan: „Die Kinder bekommen Aufgaben aus verschiedenen Fächern und entscheiden selbst, wann sie diese erledigen. Das hilft enorm bei der Organisation des eigenen Lernens.”
Die neue Schule wird als gebundene Ganztagsschule geführt. Neben Fußball sollen auch andere Sportarten integriert werden. „Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Vereinen aus Taucha und Umgebung, darunter die SG Taucha 99, der AC Taucha und der FC Eilenburg”, sagte Ahrendt. Ob es einen Frühhort geben wird, hänge von den Anmeldungen und den Bedürfnissen der Eltern ab.
Auf organisatorischer Ebene betonte von Radowitz: „Wir betreten hier Neuland, sowohl in der Intensität als auch in der Tagesgestaltung. Aber wir wissen, dass wir es richtig machen müssen. Deswegen wollen wir die Schule langsam wachsen lassen.” Die Investitionskosten lägen bei 15 bis 16 Millionen Euro, sagte er.
Die Bauarbeiten für den neuen Standort an der Friedrich-Ebert-Straße sollen noch in diesem Jahr beginnen, sodass der Schulbetrieb dort zum Schuljahr 2026/27 starten kann. „Wir starten mit einem Gebäudeteil im Erdgeschoss. Nach und nach wird die komplette Schule entstehen”, so Ahrendt. „Unser Bauantrag wird am Freitag eingereicht.”
Übergangsweise soll die SportEUm-Schule in die Kita Tausendfüßler ziehen, genauer gesagt in die Räumlichkeiten des Objektes an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße, die derzeit vom Hort der Grundschule 3 genutzt werden. Der Übergangsbau der dritten Grundschule kommt gut voran, so dass die Kinder dann in den Containerbau ziehen können, womit die Räume für die SportEUm frei wären, hieß es.
Die Finanzierung der Schule erfolgt durch Elternbeiträge (170 Euro Schulgeld pro Monat), staatliche Mittel (ab dem vierten Jahr) und Eigenleistungen des Trägers. „Wir wollen auch versuchen, ein Stipendienprogramm aufzubauen, um sozial schwächere Familien zu unterstützen”, erklärte von Radowitz.
Zum weiteren Ablauf informierte Ahrendt: „Ende April bis Mitte Mai finden Vertragsgespräche statt. Im Mai gibt es einen nullten Elternabend, um alle offenen Fragen zu klären. Die Schuleinweihung ist für den 9. August 2025 geplant, der Unterricht beginnt am 11. August.”
Die Veranstaltung endete mit vielen Fragen der Eltern, die sich insbesondere um die Organisation, die Klassengröße und den Lehrermangel drehten. Ahrendt zeigte sich optimistisch: „Wir haben eine klare Vision. Wir glauben daran, dass wir Lehrerinnen und Lehrer finden, die diesen Weg mit uns gehen.”
Bislang sind für die erste Klasse, die in diesem Schuljahr das Lernen am SportEUm beginnen soll, zehn Kinder angemeldet. 15 werden für den Start benötigt. Im Schuljahr 2026/27 könnten dann bis zu 26 Kinder in eine neue erste Klasse kommen. Mit der Oberschule werde im Schuljahr 2029/30 begonnen. Bis zum Schuljahr 2034/35 wächst die SportEUm auf bis zu 450 Kinder.