Seit Jahren wird im Tauchaer Stadtrat das Vorhaben einer neuen Judohalle kontrovers diskutiert. Ein privater Investor möchte diese Halle bauen und damit das Sportangebot der Stadt erweitern, doch die Meinungen gehen stark auseinander. Befürworter sehen in der Judohalle eine wertvolle Ergänzung des Sportangebots, insbesondere für Kinder und Jugendliche, während Gegner Bedenken äußern, vor allem in Bezug auf Verkehr und Lärmbelästigung für das angrenzende Wohngebiet an der Klebendorfer Straße.
Die Diskussion um das Projekt verschärfte sich erneut, nachdem die FDP einen offenen Brief in Richtung der Stadträte veröffentlicht hatte, der dazu aufrief, das Projekt positiv zu bescheiden. Die Fraktion „Wir für Taucha” forderte danach, nun endlich ins Handeln zu kommen. In der darauf folgenden Debatte meldeten sich auch Leserinnen und Leser von Taucha kompakt zu Wort, die sich sowohl für als auch gegen den Bau der Judohalle aussprachen.
Katrin Winter, ehemalige Leistungssportlerin, Handballtrainerin und Sportlehrerin, ist eine der Befürworterinnen. In ihrem Leserbrief hebt sie die Bedeutung eines vielfältigen Sportangebots für Kinder und Jugendliche hervor. Sie betont, dass viele Kinder heutzutage an motorischen Defiziten, Übergewicht und Haltungsschäden leiden – Probleme, die durch regelmäßigen Sport leicht vermieden werden könnten. „Im Jahr 2012 lag die Anzahl der Kinder mit Übergewicht und motorischen Defiziten nach einer Auswertung der DAK bei über 50 Prozent. Die Behandlung dieser Problematiken lässt sich am einfachsten über einen regelmäßigen Freizeitsport lösen. Kinder, die gerne einen Freizeitsport ausüben, setzen dies oft auch im Erwachsenenalter fort”, schreibt Winter.
„Judo bietet viele Vorteile”, fährt sie fort, „es ist eine Sportart, die Muskelaufbau, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit trainiert, aber auch Disziplin und Selbstbewusstsein fördert.” Ihrer Ansicht nach sei es eine große Chance für Taucha, dass ein privater Investor das Projekt unterstützen möchte. „Nun haben wir für Taucha einen privaten Investor gefunden und ehrenamtlich Tätige, die sich seit mehreren Jahren um dieses Projekt bemühen, und wir lassen es am Verkehrslärm und Parkproblem scheitern!?”, kritisiert sie.
Winter stellt auch heraus, dass die trainierenden Kinder und Jugendlichen aus Taucha die geplante Halle mühelos zu Fuß oder per Fahrrad auf dem vorhandenen Radweg erreichen könnten. „Darüber hinaus ist Taucha klima- und umweltfreundlich sehr gut mit Straßenbahn, S-Bahn, Bus und Zug angebunden. Die Wegstrecke von den jeweiligen Haltestellen von etwa zehn Minuten ist zumutbar.” Sie betont, dass die Anzahl der Wettkämpfe in eigener Halle im Jahr überschaubar sei und es nicht wie beim Fußball jedes Wochenende zu Veranstaltungen komme. Für anreisende Sportler sei sogar eine Kooperation mit dem Parkplatz von Möbelkraft besprochen worden. „Wir sollten unsere persönlichen Befindlichkeiten außen vorlassen und im Interesse unserer Kinder denken”, appelliert Winter. „Es ist eine große Chance und bietet auch den Vorschulkindern weitere Optionen für sportliche Betätigungen.”
Auch Leser Paul Deuschle, Mitglied der FDP Nordsachsen, ist ein Befürworter der Judohalle. Er kritisiert die politische Situation in Taucha scharf und wirft dem Stadtrat vor, mit seiner strukturell blockierenden Mehrheit die Entwicklung der Stadt zu behindern. Seiner Meinung nach handelt es sich bei der Ablehnung des Judohallen-Projekts um ein Symptom einer grundsätzlichen Ablehnung privater Investitionen.
Es sei nicht verwunderlich, dass das „inoffizielle blau-schwarz-orangefarbene Bündnis nun auch regressive Politik gegen Tauchas Interessen macht”, schreibt Deuschle und meint damit die Fraktionen AfD, CDU und Unabhängige Wähler.
Dem Bürgermeister würde eine eigene progressive Mehrheit fehlen und so sei es nur folgerichtig, dass in Taucha de facto keine Stadtentwicklung mehr möglich sei. „Dazu kann nur gesagt werden: Wahlen haben Konsequenzen und es ist eben nicht egal, wer über Tauchas (Nicht-)Entwicklung entscheidet. Wer Menschen mit rückwärtsgewandten Haltungen in Gremien wählt, darf sich dann nicht wundern, wenn für eine Stadt, die entwickelt werden will und muss, nichts mehr drin ist”, argumentiert er und fügt hinzu: „Wer sich gegen Investitionen von privatem Kapital stellt, hat 34 Jahre nach der Wiedervereinigung nichts verstanden. Es ist zu befürchten, dass Taucha in den kommenden fünf Jahren deutlich den Anschluss verliert. In einem Umfeld des (auch kommunalen) Wettbewerbs ist die Judo-Halle ein Beispiel dafür, wie Investitionen an anderen Orten erfolgen werden. Das können sich die Verhinderer dann ans Rever heften!”